Porträt, eine Studie

die hohe Kunst der Darstellung von Menschen in einer künstlerischen bildlichen oder auch schriftlichen Form. Ebenfalls kann so eine Darstellung in Form eines Filmes erfolgen. Aber natürlich handelt es sich hier um den Versuch der Darstellung in Form von Zeichnungen, welche später evtl. in Gemälde übertragen werden sollen.

Aber zunächst möchte ich die Geschichte zu diesen Zeichnungen erzählen.

Porträts sind neben Händen und Füßen die zu am schwierigsten zeichnenden Motive. Bei Portraits kommt noch dazu, dass viele versuchen von ihren Porträts die Ähnlichkeit des Models zu übertragen. Sei es die Ähnlichkeit einer geliebten Person oder doch einer Berühmtheit einer Sängerin/ eines Sängers oder Schauspielerin/ Schauspielers.

Auf Facebook und Instagram habe ich viele dieser Portraits gesehen. Sie sind wahrlich wundervoll. Viele machen sich auch die Mühe, so nah an der Realität ein Portrait zu zeichnen, so dass sich manch einer bzw. eine fragen könnte, was ist denn nun die Vorlage und was ist die Zeichnung. Fine Art wird diese Technik genannt.

Sie ist schön, zeigt jedoch vor allem, das Zeichnen dieser Art ein wahres Stück hart erarbeitetes Handwerk ist. Ist es Kunst? Im Sinne von, hat der Künstler oder die Künstlerin seine/ihre Sicht des Models übertragen können? Das muss jeder für sich entscheiden.

Ich persönlich mag eher die Art von Porträts, die nicht aus dieser Technik her stammen. Die Ähnlichkeiten sind zwar vorhanden, jedoch würde sich nie die Frage bei solchen Bildern stellen, ob es nun die Vorlage oder die Zeichnung ist. Es ist die Handbewegung, der Pinselstrich sehr gut zu erkennen.

Trotzdem ist es eine Sparte für sich und für jeden Künstler eine Herausforderung. Mein ehrwürdiger Ex-Ehegatte konnte sehr gut solche Porträts zeichnen. Hauptsächlich mit Kohle und Pastellkreide. Über den Sommer hinweg hatte er so sein Geld zum Leben verdient.

Zu Anfang unseres Kennenlernens und unserer Beziehung hatte er mir hier ein wenig gezeigt, wie ein Portrait aufzusetzen ist. In der Regel kann dies auch über Proportionen gezeichnet werden. Jedoch habe ich es durch ihn im freien Zeichnen gelernt. Alleine mit Gefühl und so lange zu zeichnen wie es klappt.

Was mir nicht so gelingt, ist es die Ähnlichkeit zum Modell oder zur Vorlage zu erreichen. Akzente können identisch sein, aber die Person als solche kann ich noch nicht vergleichbar zeichnen. Ich zeichne eher die Gefühlslage bzw. was ich an Gefühl wie sehe, so auch spüre.

Aber zurück zu den nun vorliegenden Zeichnungen.

Dieses ist meine erste Porträtzeichnung nach ca. 26 Jahren.

 

Ich habe mir aus einer Zeitschrift einfach ein paar Seiten eines Schmink Tutorials raus genommen und mich dann für dieses erste Porträt entschieden. Die Ähnlichkeit zur Vorlage ist nicht bzw. kaum gegeben. Jedoch habe ich es geschafft die Stimmung und auch diesen nachdenklichen Blick, welches das Original hat, abzubilden.

Auch ist zu bemerken, dass ich die Augen etwas stärker hervorgehoben habe als den Rest der Zeichnungen.

Dies ist auch auf den Folgezeichnungen zu beobachten. Dies rührt vor allem daher, dass ich Augen am liebsten zeichne und dort sehr stark den Fokus setze. Zum Tor unserer Seelen.

Dieses erste Porträt habe ich, genauso wie alle anderen im Sommer 2018 im Café gezeichnet. Natürlich hatte ich auch Zuschauer aber dazu etwas später.

Das zweite und das dritte Porträt sind vom gleichen Modell dieses Schmink Tutorials.

Das zweite ging mir natürlich etwas leichter von der Hand und sieht dem Modell etwas ähnlicher. Dieses Porträt habe ich ebenfalls aus dem ersten Anlauf heraus malen können. Wobei ich im Vergleich zur Vorlage, dieser jungen Frau noch einen Dutt hinzugemalt hatte, weil es somit stimmiger war. Irgendwie war es einfach passend.

 

 

 

Bei dem dritten Porträt hatte ich nicht so viel Glück. Ich brauchte zwei Anläufe dazu. Die Ansicht aus dem Seitenprofil ist sehr schwierig zu zeichnen. Beim zweiten Anlauf war ich ebenfalls kurz vor dem Aufgeben.

Ich saß dabei im Café draußen und hatte unter dem Sonnenschirm mir den Tisch zum Zeichnen frei gemacht. Wie schon erwähnt, hatte ich den ersten Versuch gestartet, ihn dann aber verworfen.

Dann startete ich den zweiten Versuch. Schon nach wenigen Strichen wollte ich auch diesen Entwurf verwerfen und hatte eigentlich die Schnauze voll. Ja, ich weiß, zwei Versuche und schon zu ungeduldig. Das war aber nun mal in dem Moment so mein Gefühl. Und dabei dachte ich nichts Schlechtes. Sondern dachte mir einfach, heute ist nicht mein Tag und ich versuche es noch mal aber bei einer anderen Gelegenheit. Denn, vielleicht war ich in dem Moment zwar ungeduldig, jedoch hatte ich noch lange nicht aufgegeben.

In diesem Gedankengang gefangen und mit toller Musik auf den Ohren wendete ich meinen Blick zu meiner linken Seite. Dort saß ein Jüngling mit zwei jungen Damen. Alle sehr attraktiv, südländischer Natur und bestens gelaunt. Als ich so rüber schaute, sah ich, wie der Jüngling zu mir und zu meinen Zeichenutensilien schaute und mir zunickte, im Sinne von, schön dir zuzuschauen.

Da nahm ich die Kopfhörer ab und sagte nur, dass ich dieses Seitenprofil nicht so richtig hinbekommen habe und es schwierig ist. Sofort entschuldigten sich diese jungen Menschen dafür, dass sie mich in meinem Schaffen störten. Das war aber natürlich nicht der Fall. Dies sagte ich auch zu diesen wunderbaren Menschen. Sofort merkte ich auch die Erleichterung.

Nein diese gutgelaunten jungen Menschen störten mich in keinster Weise. Ihre positiven und überschwänglichen Energien waren sogar bereichernd. Wir tauschten noch ein paar Sätze aus und entgegen meinem ersten Impuls, meine Zeichensachen zusammenzupacken und es später nochmal zu versuchen, nahm ich die zweite begonnene Zeichnung und zeichnete sie auf einmal mit einer Leichtigkeit fertig. Das Seitenprofil wurde fertig. Und das ohne große Mühen.

Ich war erleichtert. Ich war froh. Ich schaute erneut mit rüber zu dem Tisch mit den jungen Menschen und sie lächelten mir zu. Alles wurde gut.

Ja, ich hatte mich einfach von der positiven Energie dieser Menschen tragen lassen und so schaffte ich es doch noch meine Geduld überwiegen zu lassen.

Dieses vierte Porträt ist ebenfalls aus dem ersten Versuch entstanden. Diesmal ist es ein Modell abseits des Schmink Tutorials. Es ist sogar ein bekanntes Fotomodell. Da ich es aber total verkorkst habe, erwähne ich jetzt mal nicht, wer es eigentlich ist.

Warum ich es trotzdem aufbewahrt habe und es hier zeige?

Ganz einfach: es soll euch, meine lieben Leserinnen und Leser zeigen, dass nur mit verdammt viel üben ein Porträt gut wird. Manchmal ist das Ergebnis aus dem ersten Anlauf das Beste, manchmal benötigt es mehrere Anläufe. Und manchmal, so ist es zumindest bei mir, braucht es auch ein etwas missratenes Ergebnis, um zu sehen, wie es nicht gemacht werden soll. Also? Nun heißt es üben, üben, üben.

Porträts werde ich zwar malen, aber keine aus einem Auftrag heraus. Hier habe ich mir selber versprochen, dass ich es einfach aus der Intension heraus tue, wenn ich von der Vorlage oder vom lebenden Objekt so inspiriert bin, dass ich es malen möchte. Und ich bin gerade dabei ein Porträt zu malen, welches ich einer Bekannten versprochen hatte. OK, hier benötige ich weit aus mehrere Anläufe als mir lieb ist. Aber sobald es fertig ist und ich zufrieden bin, werde ich es euch zeigen. Versprochen.

So, manche von euch Lesern hat mitbekommen, dass ich Anfang des Monats umgezogen bin. Nun ist die Zeit gekommen ein wenig mehr mich wieder der Malerei zu widmen, so dass ich nicht weiß, ob ich in zwei oder sogar erst in vier Wochen einen neuen Beitrag veröffentlichen werde. Bleibt aber dran. Es bleibt spannend, denn ich habe noch vieles zu berichten. Bis zum nächsten Mal.

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