Kurzgeschichte, Humor ist kalt

Synästhesie oder, wie der Zustand einer Sinneswahrnehmung mit anderen Worten beschrieben wird als das, wie es scheint oder ist.

Synästhesie ist lt. Wikipedia die Kopplung von verschiedenen Sinneswahrnehmungen in Bezug auf ein Ereignis oder eine Situation. Z. B. sieht jemand die Zahl zwei in Gelb, oder es hört die Zahl vier und es knistert im Ohr und ähnliches. Es ist eine Wissenschaft für sich und zeigt, dass es doch mehr gibt, als einfach nur Worte bzw. nicht alles kann in Worte gefasst werden.

Aber wie komme ich zu diesem Thema? Nun, Anfang 2018 begann ich meinen Roman mit dem Arbeitstitel „Ich alleine unter Russen“ zu schreiben. Bei dieser Gelegenheit sah ich eine Anzeige eines Verlages in Bergisch Gladbach, welches einen regelmäßigen Schreibtreff für Erwachsene anbot, bei dem ein gemeinsames Schreiben von Geschichten mit vorgegebenen Themen stattfand. Jeder konnte mitmachen und ich dachte mir, HEJ, warum nicht mitmachen, vielleicht lerne ich ja noch etwas dazu. Zu dieser Zeit war die Synchronizität in meinem Leben schon voll vorhanden, nur erkannte ich sie als solches (noch) nicht.

Also ging ich hin und freute mich auf den Austausch und auf das Lernen von neuen Ansätzen beim Schreiben. An diesem ersten Abend ging es sofort in die Vollen und wir sollten nach einer kurzen Vorstellungsrunde eine Geschichte oder einen kurzen Aufsatz zu diversen Themen in Bezug auf Synästhesie schreiben. Dabei hatte die Moderatorin des Schreibtreffs schon im Vorfeld diverse Überschriften an eine Tafel geschrieben.

Jeder nahm sich einen Zustand und schrieb dazu etwas. Meiner hieß: Humor ist kalt! Ich nahm das Thema an und fing dann an zu schreiben:

 

„Humor ist kalt!

Was? Wo? Wie? Humor ist kalt? Und ich fragte mich die ganze Zeit, kann Humor überhaupt kalt sein?

Diese Aussage stellte ein Bekannter aus meinem Umfeld in den Raum. Einfach so. Behauptete einfach so, das Humor kalt ist. Und ich dachte mir, Moment mal, das verstehe ich nicht bzw. das kann doch gar nicht stimmen. Ich fing an über diese Aussage nachzudenken.

Meine Überlegung erbrachte mir etwas ganz anderes. Ich dachte, da stimmt doch etwas nicht, das passt nicht. Es passt einfach nicht, dass Humor kalt sein sollte. Diese Aussage machte mich noch ganz wuschig. Meine Gedanken kreisten und meine Definition von Humor war etwas ganz anderes. Ich dachte und grübelte… meine Gedanken kreisten und kreisten….

Und das Ergebnis? Was soll ich sagen? Für mich fühlte sich Humor gar nicht so kalt an bzw. ich würde Humor überhaupt nicht kalt fühlen, sondern eher warm und voller wohliger Gefühle, denn vor lauter Lachen bei wundervollem Humor, da wird mir immer ganz warm. Das Gefühl beginnt bei mir im Bauch und steigt dann in meinen Kopf. Ich erlebe es sehr oft sogar, wie berauschend dann dieser Humor ist bzw. sein kann.

Und ich überlegte weiter. Würde ich es so überhaupt beschreiben? NEIN! Ich würde Humor nicht in Form des Gefühls von kalt und warm beschreiben, sondern es wie folgt umschreiben:

Humor kann trocken sein. So ziemlich trocken, dass wenn ich auf einen Ast treten würde, er so richtig mit lauten Krachen bricht.

Humor kann spitz sein. So spitz wie meine Zunge oder doch lieber messerscharf?

Humor hat für mich die Farbe Schwarz, natürlich! Es gibt ja auch den schwarzen Humor. Aber ebenso hat für mich Humor die Farbe Blau. Hellblau, da mich Humor erheitert und ich beim lauten Lachen sehr gerne nach oben gen den Himmel schaue.

Humor kann britisch sein. Klar! Wer kennt denn nicht den wundervollen und feinen britischen Humor. Aber wie fühlt er sich denn an? Einfach nur gut. Einfach nur köstlich. Es ist ein genussvoller Humor. Es schmeckt nach mehr, manchmal nach einfacher Kost und manchmal so raffiniert wie Haut Cousine. Vielschichtig, mit verschiedenen reizvollen Geschmacksnoten. Und die vielen Gänge die dann folgen…. Im Prinzip für jeden etwas dabei. Oft möchte ich dann immer mehr, da es ein nimmer endender Genuss ist und ich davon nicht satt werden kann.

Humor kommt auch oft leise und unerwartet, manchmal auch laut und mit viel Energie. Humor taucht auch dann immer wieder auf, wenn keiner damit rechnet, im Alltag und in einfachen Situationen.

Humor hat verschiedene Klänge. Es kann laut sein, dann auch wieder leise. Humor kann perlend sein und erregend.

All diese Eigenschaften, hat Humor. Ja, all diese Eigenschaften. Aber leider kann Humor auch verletzend und missverständlich sein. So ist zwar der Humor auch dann schwarz, aber der Genuss ist dahin. Dann schmeckt der Humor schal oder gar verdorben. Und wenn jemand versucht, diesen Humor aufzubereiten, so schmeckt er nur noch schaler und verdorbener, als er schon war.

Wie ihr lesen könnt, so ist Humor vieles, hört, sieht und schmeckt nach vielem, aber kalt ist es am allerwenigsten.“

 

Diesen kurzen Aufsatz durfte ich dann, als wir alle unser Schreiben einstellten, dann vorlesen. Es hatte mir doch Freude gemacht mitmachen zu dürfen. Auch das Vorlesen fand ich toll. Ich erhielt durchweg positive Rückmeldung in Bezug, wie viele Facetten und Möglichkeiten es in Bezug auf den Humor doch gab.

Trotzdem bin ich nach dieser Sitzung nur noch einmal zum Schreibtreff gegangen.

Wie es so ist, hat zwar die Synchronizität in meinem Leben mich zum Schreibtreff geführt, jedoch war die Konstellation nicht so ideal für mein Schaffen. Auf der einen Seite vielleicht schade. Für mich aber auch die richtige Entscheidung.

Es hat dazu beigetragen, dass ich aus dieser einen Sitzung genug Sicherheit für meine schriftliche Arbeit gewinnen konnte.

Und letztendlich ist es so, je mehr ich schreibe und euch meine Gedanken und meine Geschichten schriftliche kommuniziere, desto sicherere werde ich.

Wisst ihr, der Roman, den ich am Anfang dieses Beitrages erwähnte, ruht noch immer. Es ist keine Blockade, weswegen er ruht. Kann auch gar nicht sein, ansonsten könnte ich auch solche Beiträge nicht schreiben.

NEIN. Ich glaube, dass ich die Idee des Romans noch so richtig ausführlich beschreiben werde. Aber eben nicht jetzt.

Ich denke, im Laufe von 2019 werde ich an dem Roman noch weiter schreiben. Und ich habe vor, einzelne Passagen hier zu veröffentlichen. Die Geschichte ist in Gedanken, mehr oder weniger schon fertig geschrieben. Ich muss sie einfach nur noch abtippen.

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