Intention/ Sujet und Konzept Multifunktionale Kunst

Im November 2021 hatte ich meinen vorerst letzten Blogbeitrag zu meinen Intentionen/ Sujet veröffentlicht. In diesem stellte ich die Behauptung auf, dass es nun erstmal keine weiteren Blogbeiträgen in diesem Zusammenhang geben würde.

Nun, knapp ein halbes Jahr später, widerspreche ich mir selber und veröffentliche hiermit einen weiteren Beitrag als Beschreibung des Sujets und Konzepts zu meiner „Multifunktionalen Kunst“.

Ihr habt sicherlich bemerkt, dass bei den Postings und Veröffentlichungen meiner Exponate ich des Öfteren diesen Begriff (ich glaube sogar, dass ich ihn so noch bei niemanden gelesen habe) angewendet habe. In diesem Zusammenhang hatte ich auch kleine Erklärungen mit veröffentlicht. Es erschien mir die Zeit sei reif, für eine tiefere Erklärung und Beschreibung, was es mit dem Begriff „Multifunktionale Kunst“ auf sich hat. Aber auch vor allem, euch die Entwicklung dieses Begriffs und des Sujets mit diesem Blogbeitrag zu berichten.

Zunächst möchte ich das Konzept, welches ich in einem kurzen künstlerisches Statement dazu geschrieben habe, und auch in den dazugehörigen Exposés meiner Werke auch zu lesen ist.

 

Multifunktionalität bedeutet für mich eine flexible Darstellung meiner Kunst. Flexibilität im Anbringen und im Betrachten.
Es können ein- bis mehrteilige Objekte und/oder Leinwände sein.

Der Gedanke, dass ein Kunstwerk aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden kann hat sich schon 2018 manifestiert. Es stellte sich mir die Frage, warum soll es NUR eine Möglichkeit geben, NUR eine Sicht oder NUR ein Blickwinkel um ein Kunstwerk zu betrachten? Gibt es nicht mehrere Sichten auf etwas, was uns bewegen kann?

Stehen Betrachter vor einem meiner Kunstwerke aus dem Bereich Multifunktionale Kunst, so kann das Anbringen dieses Kunstwerks in dem Moment nur eines von einer gewissen Anzahl an Anbring-Möglichkeiten geben. Jede individuell für sich betrachtet, können unterschiedliche Gedanken und Emotionen bei den Betrachtern hervorgerufen werden.

Die Betrachter sind somit unmittelbar aufgerufen, sich „ein Bild“ (Meinung?) des Kunstwerks aus verschiedenen Blickwinkeln zu verschaffen. Dies rührt auch daher, dass es im Leben/ Situationen immer mehrere Blickwinkel (Meinungen) zu einem bestimmten Thema gibt. Alle sind in ihrer Position richtig. Keines ist falsch. Und doch betrachten wir alle die gleiche Situation bzw. in dem Fall das gleiche Kunstwerk in seiner Variabilität bzw. Flexibilität.

Jeder von uns wird bei einem der möglichen „Sichten“ des Kunstwerks bleiben, da wir als Subjekt uns nur von einem Blickwinkel des Kunstwerks am meisten angesprochen fühlen.

Oder besteht die Möglichkeit, dass wir mehrere Blickwinkel als gut befinden, obwohl unterschiedliche Wahrnehmung?
Eine durchaus sehr persönliche Entscheidung jedes einzelnen Betrachters.

 

Wie im Konzept beschrieben begann die Entwicklung zu dieser/ meiner Kunstform 2018. Es war eine zufällige (oder war es einfach nur Bestimmung?) Komposition von Restfarbe auf einer Leinwand. Zum Zeitpunkt des Auftragens der Farbe, wollte ich wie sonst auch üblich, zuerst die Grundfarbe auftragen und dann zu einem späteren Zeitpunkt weiter bemalen.

Ohne Titel, Abstract No. IV    

Im Header seht ihr eine vierte Möglichkeit das Exponat 014/2018 gedreht zu betrachten und somit eine vierte Anbring-Möglichkeit.

Was passierte zum Zeitpunkt der Entstehung?

Aus dem Gefühl heraus, das Exponat sei so wie es ist fertig, beließ ich es in seiner Struktur und Farbgebung. Auf dem Boden liegend trocknete das Exponat und ich konnte es so umrunden und von allen Seiten betrachten. Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich auch, wie rum soll denn das Bild an die Wand angebracht werden? Die Frage entstand auch aus dem Grund, da ich ja meine Signatur, mein Logo, meine Kennzeichnung immer unten rechts, sichtbar im Exponat anbringe. Also musste ich mich entscheiden, welche Seite ich für „unten rechts“ befand.

Schon zu diesem Zeitpunkt fand ich, dass dieses Vorgehen dem Exponat nicht gerecht werden würde. Schließlich konnte es ja mindestens vier Mal drehen und jedes Mal einen neuen Blickwinkel auf das Exponat entstehen.

So entschied ich mich für EINE „unten liegende rechte Ecke“!

Zur Info, das Exponat hängt in meinem Atelier tatsächlich quer über einem Türrahmen! Ungeachtet meiner Signatur

Bis 2020 blieb der Gedanke der mehrfachen Anbring-Möglichkeiten in meinem Geiste. Allerdings hatte ich es nicht weiterverfolgt.

Eines der vielen Gründen war z. B. Umzug und Eröffnung meines ersten Ateliers und auch die Vertiefung meine bis dahin sehr präsenten figurativen Sujets Akt Fetisch Weiblichkeit.

Wie schon an der einen oder anderen Stelle erwähnt, male bzw. arbeite ich immer an mehreren Exponaten gleichzeitig. So habe ich in einem (für mich) meditativen Prozess zehn mehrteilige (meist Triptychon) Exponate parallel gearbeitet. Alle zehn meinem Sujet Abstrakte Kunst/ Action Painting zugeordnet.

Anhand des Exponats 039/2020 möchte ich euch hier die Multifunktionalität erklären.

Triptychon Abstract Action Painting auf Schwarz No.I, Multifunktionale Kunst   

Im Falle dieses mehrteiligen Exponats ist die Reihenfolge von Links nach Rechts vorgegeben. Auch ist noch in jeder Leinwand unten Rechts mit der Nummer der Reihenfolge meine Signatur zu sehen.

Die Multifunktionalität dieses und aller in 2020 entstandenen Exponate zu diesem Thema ist die Variabilität in den Flächen zwischen den Exponaten und in der Anbringung in der Höhe zueinander.

So kann jede Leinwand für sich ein Bild ergeben und die Abstände zwischen den Leinwänden kann unendlich breit sein.

Auch der Versatz in den Höhen kann variiert werden. Somit kann es als „Welle“ oder auch als „stufenartig“ betrachtet werden.

Aus dieser Flexibilität ergeben sich tatsächlich unendlich viele Anbring-Möglichkeiten. Immer im Auge der Betrachter und des Raumes angepasst.

Nachdem ich im Herbst 2020 in mein neues und nun aktuelles Atelier zog und ich weitere Exponate erschaffte, kamen mehrere Faktoren zusammen die folgende Entscheidungen nach sich zog:

  • Meine Signatur sollte nicht mehr sichtbar unten Rechts oder in einer sonstigen Ecke sichtbar zu sehen sein.
  • Mein Sujet Akt Fetisch Weiblichkeit und auch andere figurative Motive wahren nicht mehr so präsent und meine Inspirationen verlangten eine Weiterentwicklung in eine andere Richtung
  • Ich hatte so viel Raum zur Verfügung, so dass erst Mal dieser Raum für sich ausgefüllt werden musste.

2021 kam eine Neuorientierung zustande, die mich zurück zu meinem Sujet Objektkunst und Installation Art brachte. Meine Abstrakte Kunst, mein Action Painting, war in fast allen Exponaten präsent. Meine geliebten Pinsel hatten eine Pause als Arbeitsmittel erlebt und andere Hilfsmittel zum Auftragen von Farbe und Material kamen zum Einsatz.

Serie Missraten und Missglückt Bild 001, Multifunktionale Kunst, Action Painting   Sonnenflecken, Action Painting, Multifunktionale Kunst   Action Painting, Orange Gelbe Komposition, Multifunktionale Kunst

2021 sind diese drei Exponate als Multifunktionale Kunst entstanden. Die Exponate 004/2021 und 027/2021 haben (mindestens) acht Anbring-Möglichkeiten. Als Rechteck können sie vier mal gedreht werden. Auch können sie jeweils auf einer Ecke angebracht werden. Wie die unteren Beispiele zeigen:

   

Auch hier gibt es vier Ecken, also vier Anbring-Möglichkeiten. Meine Signatur ist an der Seite, von vorne nicht sichtbar angebracht. Es existiert kein Element, was vorschreibt, was oben oder unten, rechts oder links ist. Und falls es weitere Anbring-Möglichkeiten geben sollte, so ist das Konzept, dass die Betrachter es selber entscheiden können im vollen Umfang aufgegangen.

Das Exponat 016/2021 ist natürlich alleine schon durch seine Form als Kreis prädestiniert multifunktional zu sein. Hier besteht allerdings eine begrenzte Anzahl an „Ansichten“ des Exponats. Um präzise zu sein genau 360 an der Zahl, weil ein Kreis 360° beinhaltet. Somit könnte dieses Exponat für ein ganzes Jahr um 1° gedreht werden und von vorne bzw. von Anfang an erneut 360 Tage lang verändert werden.

Positiv und Negativ, Multifunktionale Kunst, Seite 2

Mit diesem Exponat 014/2021 sind mehrere Sujets verschmolzen. Hier ist die Abstrakte Kunst/ Action Painting, Objektkunst und auch die Multifunktionale Kunst in einem zu sehen. Mit diesem Exponat begann auch die Serie „Positiv/ Negativ“.

Was hat es damit auf sich? Nun, dieses Exponat sowie folgende Exponate sind in sich komplett variabel und flexibel

Positiv/Negativ – Pure Farbe 01, Multifunktionale Kunst   Positiv/Negativ – Pure Farbe 02, Multifunktionale Kunst   Positiv/Negativ – Pure Farbe 03, Multifunktionale Kunst

Lasst euch nicht täuschen. Auch wenn, ich scheinbar durch diverse Halterungen und Drähte eine gewisse Anbring-Möglichkeit festgelegt habe, ist dies nur eine Momentaufnahme.

Die Variabilität und Flexibilität ist nach allen Seiten ausgerichtet. Heißt im konkreten: es gibt eine Vorder- und eine Rückseite, allerdings kein oben, kein unten sowie kein rechts und kein links. Dadurch können diese Exponate neben „an die Wand“ auch mitten in einem Raum, oben an der Decke nach unten hängend oder auch wie eine Matte mitten im Raum angebracht werden.

Auch hier ergibt sich eine fast unendliche Anzahl an Anbring-Möglichkeiten.

Gleichzeitig sind diese Exponate als Objekte zu betrachten sowie als Installationen. Sie können einzeln oder in Kombi betrachtet werden.

Installation Masken auf Leinwand, Multifunktionale Kunst   Installation Masken auf Leinwand, Multifunktionale Kunst als Raute angebracht  

Mit dem Exponat 006/2022 schließe ich den Blogbeitrag für heute ab. Ihr seht mindestens drei von insgesamt (von mir vorerst) acht festgestellten Anbring-Möglichkeiten. Was auch interessant an diesem Exponat ist, dass die Oberfläche einer Leinwand als Maluntergrund von mir als nicht mehr ausreichend empfunden wird.

Es entsteht eine 3D-Landschaft. Und auch hier ergibt sich eine Flexibilität. Wer sagt, dass die Leinwand als Maluntergrund ausreichend ist? Kann Objekt und Installation in einem „Gemälde“ festgehalten werden?

Eine Frage, die ich evtl. in einem anderen Blogbeitrag erläutern werde. Evtl. da ich noch nicht weiß, wohin hier die Reise geht. Daher lerne ich aus meinem Fehler. Wer weiß schon was morgen kommt. Die Zukunft ist und bleibt variabel und flexibel.

Der nächste Blogbeitrag wird allerdings eher eine Entstehungsgeschichte eines Exponats werden. Soviel ist sicher.

Bleibt mir gewogen, weiter neugierig und lasst euch überraschen.

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